Die Hochzeit des Abaddon

In verborgenen Schluchten des Erdenreichs
liegt ein riesiges Heer, ein Jahrtausend nun schon, schlafend und fast dem Tode gleich,
wie Maden sich windend durch das Fleisch dieser Erde,
sich stumpfsinnig regend, doch zitternd vor Gier,
sowie ihr Gebieter, der Heuschrecken Herr,
aus flüssigem Stein neu geboren werde.

Der Engel der Leere, der Hüter des Nichts,
Er, der den Schlüssel zum Abgrund bewahrt,
der so viele Jahrhunderte reglos verharrt,
hat sein dummes Gefolge zum Schlachtfest berufen,
und es erbebt das Land unter der Kraft seiner Hufe.

Denn wenn die Trommeln der Tiefe den Aufbruch erzwingen
und die Posaunen des fünften Engels erklingen,
beginnen sie sich träge nach oben zu graben, um aufzuerstehen, wie Phönix,
und aus der Asche sich neu zu erschaffen, zur Hochzeit des dämonischen Königs.
Des Einen, dem die Legionen einst folgten, schaumige Auswürfe geifernd,
und blutig sabbernd nach des Herrn Gunst sich ereifernd,
sich wälzend und zuckend in mastodonischem Gedärm,
als da erbricht sich das Böse mit babylonischem Lärm
über einst so blühende Wiesen,
um die Saat mit dem Blut ihrer Geiseln zu gießen,
dass anstelle des Getreides die Niedertracht sprieße und im ewigen Zerwürfnis seine Blüte erreicht.

Jetzt wird des Abaddons Lohn eingebracht,
und seine Ernte zu höllischem Feuer entfacht,
in dem die Angst der Geschundenen und der Schmerz der Verwundeten
sich zur schrecklichsten aller Sinfonien vereint,
und zum Sopran eines Weibes, das die Toten beweint,
mischt sich das Summen unzähliger kleiner Flügel.

Von Tom Rothbucher (14.10.2013)